Mein Traum wird wahr


Ein Garten zieht um

Ich glaube, dass ein Garten, wenn er gut gemacht ist, einer Autobiographie gleichkommt.

Er ist die Art und Weise, wie wir auf die Erde schreiben.

Robert Dash

Wer zieht schon gerne um, besonders wenn er einen herrlichen Garten sein Eigen nennt und mit dem Land verwurzelt ist. Selbst wenn ein neuer Garten in einer bezaubernden Landschaft winkt, sozusagen ein alter Traum in Erfüllung geht, fällt der Abschied doch schwer. Und man möchte so einiges mitnehmen, etliche Pflanzenschätze nicht in fremden Händen zurücklassen. Die Gartenexpertin Katrin Schumann beschreibt den Umzug ihres Gartens und die Neuanfänge in der rauen Landschaft des Bayerischen Waldes in treffender Weise. Ihre Freundin und Gartenbuchautorin Bärbel Steinberger charakterisiert dieses Buch folgendermaßen: „Und es war so schön zu lesen, richtig mitgefiebert hab ich, was wohl aus den umgezogenen Pflanzen würde. Im Kampf gegen Giersch und Co habe ich dich gesehen, beim Pflastern unter den neugierigen Augen der Nachbarn und natürlich beim Kübelpflanzeneinräumen bei Nacht. In manchen Situationen konnte ich mich auch selber wieder finden, wurde nachdenklich oder musste einfach lachen….“

Mit einem Vorwort der Autorin und Leiterin der bekannten Kübelpflanzengärtnerei FLORA MEDITERRANEA, Maria Sansoni-Köchel.

Mein Garten und ich

Von Karl Foerster stammt die Aussage: „Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden.“ Wenn ich an meinen Garten denke, an meine Beziehung zu meinem Garten, dann hat es schon etwas von einer unheilbaren Krankheit, von einem Virus, von dem man befallen ist. Zumindest für den Außenstehenden, der selber keinen wirklichen Garten kennt oder besitzt, scheint es so. Für die Person, der nicht bewusst ist, dass der Garten ein Spiegel der Seele ist, ein Zufluchtsort und ein Lehrmeister für den dazugehörigen Menschen! Alle das ist der Garten für mich. Eine Leidenschaft, die schon fast krankhaft scheint, eine Oase der Ruhe und Erholung. Ein Ort an dem ich meine Kreativität ausleben und verwirklichen kann. Ein Platz, der mir immer wieder Freude schenkt, an dem ich in den späten Abendstunden sitzen kann und den Aufgang des Mondes genieße. Der mich dann mit tiefer Dankbarkeit und Freude erfüllt, allein weil es diesen Platz gibt und ich darin wohnen und leben darf.

Doch der Garten hat auch seine andere Seite. Er ist für mich auch immer wieder ein Ort, der mich an meine Grenzen bringt, mir zeigt, wo es lang geht. Der mir unbarmherzig meine Schwachstellen, meine Schattenseiten vor Augen führt. Der mich im wahrsten Sinne des Wortes lehrt, mit dem Licht und dem Schatten zu leben. Der mir aber auch weist, dass ein Kampf mit diesen Dingen nicht notwendig ist, zu keinem befriedigenden Ergebnis führt, weder für meinen Garten noch für mich. Eher ein Annehmen, ein stilles Akzeptieren, ein Arbeiten mit der Natur führt zum Erfolg. Der Garten ist ein ständiger Wandel, ein ständiges Beobachten der Pflanzen und der Situationen. Nur so kann ich entsprechend reagieren, mich mit meinem Tun den Gegebenheiten anpassen, indem wir eine Einheit bilden, eine Verbindung, von der beide profitieren. Nur so ist unser Erfolg sicher, der meines Gartens und damit auch meiner.

In den ersten Jahren bin ich oft verzweifelt, weil Geduld nicht zu meinen stärksten Tugenden zählt. Gepaart mit Perfektionismus eine gefährliche Kombination. Warum wollte ich das, was andere in 10 Jahren schaffen, unbedingt in drei Jahren erreichen? Beim Schreiben dieses Buches ist mir sehr viel klar geworden, haben sich viele Sachverhalte geklärt. Obwohl dieser neue Ort mein Platz ist, meine Bestimmung, vermisste ich doch meinen alten Garten, die Ruhe und Geborgenheit, die er mir bot, die im neuen Garten erst wachsen musste. Und es fiel mir schwer, diesen alten Garten aufzugeben, hinter mir zu lassen. Erst das Fotografieren und das Schreiben boten mir dazu die Möglichkeit. Es war für mich ein Festhalten und doch Loslassen. Indem ich die Fotos, den geschriebenen Text von meinem alten Garten hatte, verflog das Gefühl von Verlust, hatte ich irgendwie alles gespeichert und konnte es aus meinem Kopf streichen, loslassen und mich dem neuen Garten widmen.

Doch ich brauchte wieder einen Garten zur Erholung und Entspannung, zum Wiederauftanken. Da der jetzige Garten jedoch wesentlich größer ist als der alte Garten, gelang es mir am Anfang nur schwer, Ruhe zu finden, denn es gab immer etwas zu tun. Ich konnte nicht wie früher erst alles erledigen und dann ausruhen. Das war hier nicht möglich! Ich musste mir meine Pausen nehmen und wenn das Unkraut noch so hoch wuchs. Das war nicht immer leicht! Zumal dieser neue Garten nicht mehr ausschließlich mein Garten allein ist.

Er liegt nicht als „geheimer Garten“ mitten im Dorf versteckt, sondern exponiert und erkennbar auf einer Anhöhe. Spaziergänger bleiben oft stehen und halten einen Schwatz oder fragen, ob sie den Garten besichtigen dürfen. Andere Gartenbegeisterte kommen und erkunden meinen Garten und in einem gewissen Rahmen finde ich das in Ordnung, genieße es. Viele Gartenfreundschaften sind daraus entstanden. So ist der Garten für mich auch zu einem Ort der Begegnung geworden, zu einem Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten.

Aber auch zu einem Ort, an dem ich Grenzen setze, an dem ich festlege, was mir und damit auch meinem Garten gut tut. Was unserem Wachstum dient und was nicht. Ich kann nur jedem Gartenbesitzer empfehlen, sich voll und ganz auf seinen Garten einzulassen. Die Herausforderung anzunehmen und das Geschenk, die Freude die ein Garten bietet, wahrzunehmen und zu genießen. Auch dies ist ein Prozess, der sich entwickelt und einem Wandel unterworfen ist, genauso wie der Garten, ganz im Sinne eines alten Sprichwortes: „Man geht nie zweimal in den selben Garten“.

Ein Garten ist keinesfalls nur Arbeit, wie hierzulande viele meinen. Er ist Ausdruck meiner Suche nach Schönheit und Harmonie, nicht nur in Bezug auf die einzelne Pflanze sondern auch auf das Gesamte, die ganze Anlage, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen soll. Irgendwie ein Ort des Friedens mit mir selber und meiner Umgebung. Nicht immer gelingt mir das, denn der Naturraum Garten ist wie Peter Janke in seinem Buch „Design mit Pflanzen“ treffend beschreibt: „.. Lebensraum und Kunstwerk, von Menschenhand gestaltet und dabei auf seine eigene Art immer sich selbst gehörend und nie ganz und gar bestimmbar“.

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